Liebe Campingfreunde,
Die sozialen Medien haben unsere Beziehungen untereinander sowie auch zu unserer Umwelt
grundlegend umgestaltet. Es wird kein Zurück zu weniger Apps und weniger Technologie geben, außer man verabschiedet sich aus
der Gesellschaft bewusst und dauerhaft. Dafür ist der wirtschaftliche Druck in unserem etablierten System, alle Vorgänge möglichst
effizient und kostengünstig zu organisieren, einfach zu groß.
Auf einem anderen Blatt steht, was die exponentiell
wachsende Flut von Informationen und vor allem von Bildern mit unserem Alltag macht. Mittlerweile stellt man sich auf Reisen
an jedem wunderbaren und wertvollen Ort die Frage, ob man diesen Augenblick auch tatsächlich mit der Handykamera festhalten
und per Sozialen Medien der ganzen Welt mitteilen soll. Denn sollten tatsächlich sehr viele andere Nutzer ebenfalls auf die
Idee kommen, sie könnten sich am Ort X zum spektakulären Sonnenuntergang versammeln oder am Platz Y die beste Aussicht aufs
Meer genießen, dann wird sich dieser einst einsame, wunderbare Ort grundlegend verändern. Er wird nicht mehr derselbe Platz
wie vorher sein, sondern einer von mittlerweile zahlreichen anderen „Hotspots“ oder „Tipps“ – die allerdings keinesfalls mehr
„geheim“ sein werden. Denn es ist ja geradezu das Wesen der Sozialen Medien, dass eben nichts „geheim“ bleibt, sondern alles
öffentlich wird.
Weshalb aber füttern viele diese Maschine weiter und weiter? Ich denke, es ist unser tief verwurzelter
Wunsch, den wertvollen Augenblick festzuhalten: Den legendären Moment im Bild zu fixieren, an dem wir gemeinsam glücklich
waren – und ihn auch mit der Welt zu teilen, um alle anderen an diesem Glück teilhaben zu lassen. Freilich konnte niemand
damit rechnen, dass die Sozialen Medien zu einer großen Verwertungsmaschine von Glück werden konnten, die diese Momente umsetzen
in Geld, sprich in Klick- und Zugriffsraten, mit denen die Erfinder dieser Technologien durch Werbung Geld verdienen können.
Natürlich ist das nicht verboten und das Rad kann auch nicht zurückgedreht werden. Dass unsere geheimsten Wünsche und Sehnsüchte,
unser Wunsch, den Augenblick nicht vergehen zu lassen, nun auch noch monetarisiert wird, ist aber doch ziemlich bitter.
Roland Fibich,
Chefredakteur
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