Reisebericht Korsika

Gebirge im Meer
© Anton Sima
Während man im Frühsommer an den zahllosen Traumstränden Korsikas bereits badet, sind die bis 2700 Meter hohen Berge der Insel noch mit Schnee bedeckt. Und diese scheinen vom Strand aus zum Greifen nah.
Meine Frau und ich sind mit dem Mountainbike unterwegs auf einem der schönsten Küstenpfade zur Nordspitze des Cap Corse. Dorthin führen keine Straßen mehr, sondern nur ein paar Trampelpfade. Es ist einsam hier, nur wenigen Wanderern begegnen wir während des gesamten Tages. Wir müssen die Räder immer wieder mühsam über Felsen tragen. Aber zehn Minuten nach jeder schroffen Felsnase werden wir mit dem Ausblick auf eine weitere Traumbucht belohnt. Diese reihen sich dort mit felsigen Unterbrechungen aneinander. Badesachen haben wir natürlich mit. Wir fühlen uns wie in der Karibik. Plötzlich kommen wir wieder um eine Felsnase zu einem weiteren „Südsee-Strand“ und glauben unseren Augen kaum zu trauen: Mitten im weißen Sand hält eine Rinderherde Siesta. Korsika hat so viele Traumstrände, dass sie sogar von Kühen genossen werden können. 

Korsika InfoboxAber zurück zum Anfang der Reise. Wir wollen mit Wohnwagen-Gespann zwei Wochen in der Vorsaison die schönsten Ecken Korsikas erkunden. Wir fahren von Wien über Kärnten, Udine und Venedig Richtung Livorno, wo unserer Fähre in der Früh startet. Ursprünglich hatten wir geplant, in Livorno zu übernachten, um gleich am Morgen bei der Fähre zu sein. Weil die Plätzchen in den Bergen vor Florenz aber so verlockend sind,  schlafen wir hier und brechen in der Morgendämmerung auf. Wir füttern das Navi mit den Koordinaten des Fährhafens. Etwas panisch werde ich, als uns das Navi dann nicht nur durch Florenz, sondern schlussendlich in der Morgendämmerung mitten in der Stadt in eine beidseits dicht zugeparkte Sackgasse leitet – Und das mit Wohnwagen-Gespann und ohne Umkehrmöglichkeit zwei Stunden bevor die Fähre in Livorno losfährt. Wir brauchen 20 Minuten, um uns aus der misslichen Lage durch Abkoppeln und händisches Manövrieren zu befreien. Schlimmer können die engen Bergstraßen Korsikas mit dem Wohnwagen dann auch nicht mehr werden!
 

Auf der Fähre dürfen wir uns vom Stress der morgendlichen Aktion erholen. Unser Gespann steht im Bauch des Schiffes. Wir atmen Meeresluft und haben zwei Wochen Korsika vor uns – die Welt ist wieder in Ordnung.
 
Für unsere erste Etappe starten wir von Bastia nach Norden und umrunden in zwei Tagen den nördlichen Finger. Dieser Teil ist einsam und wenig touristisch. Korsikas Straßen sind bekannt dafür, dass sie steil und kurvig sind. An der nördlichen Westküste wird es dann erstmals wirklich steil und eng. Die Straße ist hunderte Meter oberhalb des Meeres in den fast senkrechten Fels gehauen. Zusätzlich zerrt starker Wind an unserem Hänger. Krampfhaft klammere ich das Lenkrad fest. Und genauso steil wie es rauf ging, geht es wieder bergab. Und in 30 Minuten landen wir an einem einsamen Strand mit dunklem Lava-Kies. Dahinter im Pinienwäldchen machen wir einen kleinen Stellplatz aus und verbringen hier die Nacht.



© Anton Sima
Gespannfahren kann auf
                           Korsika eine Herausforderung sein.
Gespannfahren kann auf Korsika eine Herausforderung sein.
© Anton Sima
Sonnenbaden am Strand ist angesagt.
Sonnenbaden am Strand ist angesagt.
© Anton Sima
Natur-Idyll an der Mündung des
                           Flusses Fano.
Natur-Idyll an der Mündung des Flusses Fano.
© Anton Sima
Der Zöllnerweg
                           ist der schönste der vielen Küstenwanderwege.
Der Zöllnerweg ist der schönste der vielen Küstenwanderwege.
© Anton Sima
Im Juni ist es noch ruhig,
                           aber das Meer ist kühl.
Im Juni ist es noch ruhig, aber das Meer ist kühl.
© Anton Sima
Ziegen und Wildschweine sind
                           häufig unsere Begleiter.
Ziegen und Wildschweine sind häufig unsere Begleiter.
© Anton Sima
Corte gilt als heimliche Hauptstadt
                           Korsikas.
Corte gilt als heimliche Hauptstadt Korsikas.
© Anton sima
Spektakulär ist die Wanderung durch die Spelunca-Schlucht auf einem ehemaligen Maultierpfad
Spektakulär ist die Wanderung durch die Spelunca-Schlucht auf einem ehemaligen Maultierpfad
Die nächsten Tage erkunden wir die Westküste Richtung Süden. Die Insel ist 183 Kilometer lang und 83 breit.   Man darf sich nicht zu weite Etappen vornehmen, denn die Landschaft ist so gebirgig und zerklüftet, dass wir Entfernungen auf den engen kurvigen Straßen fast immer unterschätzen. Zumal immer wieder Ziegen oder die halbwilden korsischen  Schweine die Straße blockieren. Aber für uns ist der Weg das Ziel und die Landschaft ist abenteuerlich und abwechslungsreich. Einmal fahren wir direkt am Meer, ein anderes Mal durchs bergige Hinterland. Und wir sind immer auf der Suche nach den schönsten Campingplätzen. Es ist Vorsaison, und wir haben das Glück, meist direkt am Meer einsam zu stehen. Oft sind nur eine Handvoll Camper da. Unser Favorit ist der Campingplatz La Morsetta. Von den Campingplätzen aus machen wir mit dem Mountainbike Touren in die dahinterliegenden Berge oder entlang von Küstenpfaden. Oder ich fahre mit unserem Land Cruiser auf rumpeligen Wegen ins Gelände. Man sieht auch an den Straßen immer wieder Schilder, auf denen Offroad-Touren mit Geländeautos angeboten werden. Dort darf man das - in Österreich wäre das undenkbar.
 
Korsika ist bekannt für seine kristallklaren Flüsse, Wasserfälle und so genannte Badegumpen. Mit etwas Glück findet man auch einen Campingplatz, der direkt an einem grün-türkis-farbenen Fluss liegt. Wir lesen täglich unseren Wanderführer und suchen uns die schönsten Touren aus. Deshalb verlassen wir oft die Küste und verbringen drei Tage im Landesinneren. Die Überschriften im Wanderführer klingen so verlockend, dass wir das alles erleben müssen: „Cascades du Polischellu – Abenteuerliche Kaskadentour in traumhafter Bergkulisse“ oder „Cascades de Purcaraccia – Halbtagestour zu den berühmten Kaskadenrutschen“ oder „Fiumicelli-Tal – Bachwanderung mit Schwimmeinlagen“. Die Zustiege dorthin sind manchmal beschwerlich aber der Lohn ist überwältigend. Mit Badehose folgen wir Flussläufen, rutschen Felsen hinunter oder springen in die nächste Gumpe. Das Wasser dort ist jedoch eisig kalt und oft hängen die Wolken in den Bergen.

Dann zieht es uns wieder an die sonnige Küste und wir verbringen einige Tage mit Baden, Küstenspaziergängen, Radfahren  oder lassen einfach die Seele baumeln. Diese Abwechslung zwischen Meer und Berge spielen wir den ganzen Urlaub. Einmal breche ich alleine zu einer Tagestour in die Berge auf. Stundenlang wandere ich entlang eines Flusses bevor ich auf eine saftig grüne Hochebene komme. Später nur noch blanker Fels. Bei unseren Touren stoßen wir mehrmals auf den bekannten GR 20, ein berühmter alpiner Weitwanderweg, der die Insel beinahe in ihrer gesamten Länge von Nord nach Süd durchquert. Für die 160 Kilometer benötigt man mindestens zwei Wochen. Aber das machen wir ein anderes Mal.

Information


Atout France – Französische Zentrale für Tourismus:
www.france.fr, info.at@france.fr, Tel. 01 503 28 92
 
Alle wichtigen Informationen finden Sie auch in der Länderinfo Frankreich

Moby Lines
www.mobylines.de
 
Corsica&Sardinia Ferries
www.corsicaferries.com
 
Information und Buchung
ÖAMTC Reisebüros
www.oeamtc.at/faehren
 

Campingplätze

 

La Morsetta

Route de Calvi à Porto
F-20260 Calvi
Tel. +33 495 652 528
info@lamorsetta.net
www.lamorsetta.net
 

Chez Antoine

Corse Sud
F-20113 Olmeto Plage
Tel. +33 495 760 699
campingantoine@orange.fr
www.campingfrance.com
 

Camping San Damiano

Route de la Marana
F-20620 Biguglia
Tel. +33 495 336 802
info@campingsandamiano.com
www.campingsandamiano.com
 

Camping Le Soleil

F-20219 Tattone/Vivario
Tel. +33 495 472 116
camping-lesoleil@orange.fr
www.camping-lesoleil.com


Text und Fotos: Anton Sima


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Stand der Informationen: 04.12.2018

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